Wohnen wo andere Urlaub machen – Kunstnerdalen

Einige haben sicherlich keine Ahnung, wo ich eigentlich wohne. Dann ist es vielleicht an der Zeit, einen «Touristentext» zu veröffentlichen, der zumindest einiges darüber erzählt, was in meiner Umgebung zu finden ist:

Mitten in Buskerud, Norwegen gibt es ein Tal, das im Goldalter der norwegischen Malerkunst zentral war. Es wurde das Tal der Künstler genannt, da bekannte Künstler wie Edvard Munch, Chr. Krogh, Adolph Tidemand und Hans Fredrik Gude u.a. hier viele Meisterwerke malten.

Was war es, das eine solche Schaffensfreude bei den bereisten Künstlern auslöste? In der offenen, zauberhaften Landschaft tauchen Trolle auf – Sie brauchen nur die Augen aufzumachen. Viele der Künstler haben sie auf der Leinwand festgehalten. Christian Skredsvig und Theodor Kittelsen haben sich hier niedergelassen, um in der Nähe ihrer Motive zu sein. Kommen Sie mit auf eine Rundreise durch das Tal, das so vielen Inspiration gegeben hat.

Die Fahrt beginnt beim Blaafarveværket in Modum, das seinerzeit weltweit wichtigster Lieferant der koboltblauen Farbe für die Glas- und Porzelanindustrie war. Die Fachwerkhäuser sind 200 Jahre alt, und das Museum besteht aus fünf verschiedenen Anlagen, die sich über 8 km erstrecken. Hier können Sie u.a. verschiedene Ausstellungen sehen, die Geschichte dieses Ortes erleben, den Kinderbauernhof besuchen, den blauen Laden in der Mühle oder eine Fahrt in die Koboltgruben machen. Nicht zuletzt ist der Ort als einer der wichtigsten Vermittler der bildenden Kunst im Norden.

Der Weg geht weiter am Fluss Simoa entlang, der sich breit und schön bis Prestfoss schlingt. Ein alter Hof mit Gebäuden mit teergebrannten Wänden ist der nächste Halt. Das Volksmusikzentrum für Buskerud und das Sigdal und Eggedal Museum bieten den ganzen Sommer hindurch Musik und sonstige Veranstaltungen. Dort gibt es ein ausgelassenes Leben mit Tanz und Vergnügen und Verkauf von Kunstgewerbe und Handwerksprodukten.

Bei Prestfoss beginnt der See Soneren. Hier liegt das Zuhause von Theodor Kittelsen, Lauvlia, wo er seine schöne Naturpoesie schuf. Das Haus hat er selbst mit Holzschnitzereien und gemalten Motiven ausgeschmückt. Sie sehen die Modelle von Spielzeug, das er für seine Kinder gemacht hat. Dort stehen Staffeleien, Pinsel und Farben für alle Kinder zum Gebrauch bereit.

In Eggedal finden Sie das Zuhause von Chr. Skredsvig, Hagan, hoch über Eggedal Kirche gelegen. Es ist ein seltsames Haus aus mehreren Gebäuden zusammengesetzt, wo eine einzigartige Sammlung von 150 originalen Gemälden und Zeichnungen von ihm selbst und seinen Künstlerfreunden hängen. Prachtvolle alte Bauernmöbel, von Skredsvig selbst gesammelt, schmücken die Räume.

Sie kommen dann über Djupsjøen nach Norefjell mit grossartigen Wandergebieten, sowohl im Sommer als im Winter. Das Märchenschloss Villa Fridheim liegt am Krøderfjorden. Das grosse Holzgebäude wurde in den 1890ern in einem eigenartigen Stil errichtet, mit einem Turm, der 30 Meter hoch über die Erde hinausragt. Die Wände in der Halle sind mit grossen Wandmalereien mit Märchenmotiven dekoriert. Villa Fridheim hat auch Ausstellungen und Aktivitäten für Kinder.

Das Touristenschiff Kryllingen zeigt den Weg auf dem Krøderfjord, und der Fjord ist schön verewigt in dem Gemälde «Abend am Krøderfjord» von Tidemand & Gude aus dem Jahr 1851. Am Ende des Fjordes liegt Norwegens älteste Museumseisenbahn, Krøderbanen, die 26 Km lang ist. Sie werden in die Zeit der Dampflokomotive versetzt mit Rauch und Dampf in zeitgemässer Umgebung aus der vorigen Jahrhundertwende. Die Goldgräberstadt Deadwood City bei Kløftefoss wird jeden Sonntag von Cowboys verheert. Nehmen Sie sich vor Raubüberfällen in Acht!

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Das Blaafarveværk (Blaufarbenwerk) in Modum ist der grösste Touristenbetrieb in Kunstnerdalen mit den meisten Besuchern jedes Jahr. Kein Wunder, denn hier bekommen die Gäste sehr viele und unterschiedliche Erlebnisse.

Das «Kongelige Modumske Blaafarveværk» wurde 1773 errichtet und war der erste grosse Chemiebetrieb Skandinaviens. Das kobalthaltige Erz wurde von den Gruben zum Werk transportiert und die besondere kobaltblaue Farbe hier gewonnen.Während seiner Blütezeit von 1773 – 1893 verschickte das Werk sein Kobaltblau in die ganze Welt. Der Gedanke, dass das Blaafarveværk sein Farbpigment schon 1788 über Holland nach Japan exportierte, hat etwas Faszinierendes. Denn immerhin war Japan ein streng abgeschirmtes Land. Sie können die Ausstellungen besuchen und dort lernen Sie den Prozess «vom Erz zum fertigen Farbpulver» kennen.

Große Porzellansammlungen (von 1780 bis 1880) bilden eine einmalige Ausstellung. Hier finden Sie viele Stücke der ausländischen Fabriken, die ihre Produkte mit der Farbe aus Modum dekorierten. Ausgestellt sind auch andere Gegenstände, wie alte Eisenöfen und antike Möbel.

Die mit dem Werk verbundene Kulturgeschichte ist vielfältig und umfasst sowohl Kunst- als auch Industrie- und Chemiegeschichte. Doch seine produktive Zeit beinhaltet auch den Alltag der Arbeiter, die alten Wohnhäuser, das Familienleben in Zeiten der Armut und die Schule, wo die Jüngsten das Einmaleins lernen mussten.. Alle Gebäude sind in ihren ursprünglichen Zustand versetzt worden. In der Mühle finden Sie Europas grösste Auswahl an kobaltblauem Glas, und hier können Sie schöne Andenken und Geschenke kaufen.

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Es ist nicht nur die Natur, aber auch die Kulturtraditionen, die Sigdal zu einer Miniaturausgabe Norwegens machen. Sigdal und Eggedal Museum ist nicht ein totes Zeugnis einer vergangenen Zeit. Mitten in einer Umgebung mit Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert finden Sie ein Zentrum eines pulsierenden und blühenden Kulturlebens.

In diesem Freiluftmuseum sind Sie auf historischem Boden. Auf diesem Gebiet war das alte Grundstück eines Nickelwerkes. Sie können noch die Schlackenhaufen sehen, die – wie zur Erinnerung – am Flussufer der Simoa liegen. Die Gruben lagen auf dem Grågalten Berg und in Ramstadmarka. 1930 wurde dann beschlossen, hier ein Museum zu bauen.

1944 wurde ein grosses zweistöckiges Gebäude aus Eikje bei Prestfoss hier wieder aufgebaut. Das Erdgeschoss ist von ca. 1750. Geht man die Treppe hinauf, kommt man in einen sehr schönen, mit Rosenmalerei verzierten Saal. Bald folgten weitere alte Blockhäuser, und das Museum in einen kompletten Hof des 18. Jahrhunderts verwandelt. Rund um den Platz findet man jetzt eine alte Stube, einen Heuschober, Kuh- und Pferdestall, Schmiede, Vorratshaus, Kornspeicher, Brauhaus, eine Almhütte und vieles mehr, was das Landleben von damals eindrucksvoll illustriert.

Mitten auf dem Gelände liegt ein alter Dorfladen, wo Sie Erinnerungen kaufen können. Auf den verschiedenen Ausstellungen können Sie hautnah erleben, wie die Menschen damals gelebt haben. Sie können aber auch einem etwa fünf Kilometer langen Pfad folgen und einen idyllischen Häuslerplatz mitten im Wald entdecken.

Die Vermittlung der Kulturtraditionen ist wichtig, wenn dieses Erbe weiterleben soll. Zum Volksmusikzentrum kommen Kinder und Jugendliche aus ganz Norwegen, um das Spielen traditioneller Instrumente zu lernen. Es werden ständig Kurse und Seminare angeboten. Wenn Sie eine Kostprobe norwegischer Volksmusik haben möchten, finden Sie hier eine breite Auswahl an CDs.

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Das Theodor-Kittelsen-Haus

Lauvlia liegt wunderschön am See Soneren in Sigdal. Das Haus ist dekoriert mit Schnitzereien und Gemälden. Theodor Kittelsen und seine Frau Inga hatten viele Kinder, und er machte viele der Spielzeuge für die Kinder in Eigenarbeit. Die Besucher können die Holzspielzeuge als Andenken an Kittelsen und Lauvlia kaufen.

Lauvlia zu besuchen ist als ob ein Märchen Wirklichkeit wird. In dieser Umgebung schuf Th. Kittelsen den norwegischen Troll und Sie können einfach herausfinden, warum er es gerade hier bei dem Andersnatten Berg tat.

Es gibt viele Aktivitäten für die Kinder, sie können Kittel, Leinwand, Farben und Pinsel leihen – die jungen Künstler können Andersnatten malen und sehen, ob sich der Berg in einen Troll verwandelt. Danach laufen sie den Kinderpfad hinauf, wo sie vielleicht Trolle versteckt im Wald sehen. Am Waldrand liegt das kleine Amphitheater, wo man echte Trolle erleben kann. Danach geht man auf Entdeckungsreise in die Trollhöhle.

Jedes Jahr gibt es in Lauvlia neue Ausstellungen, die verschiedene Seiten des Künstlers beleuchten.

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Das Christian-Skredsvig-Haus

Das Haus von Christian Skredsvig liegt hoch oben in Eggedal mit einer fantastischen Aussicht über das Tal. In seinem spannenden Haus kann man auf Entdeckungsreise gehen und leicht verstehen, warum der Künstler inspiriert wurde, hier viele seiner bekanntesten Gemälde zu malen. Das gut erhaltene Künstlerhaus ist eigentlich eine umgebaute Scheune, mit vielen spannenden und geheimnisvollen Ecken. Bis zum kleinsten Detail ist hier alles noch so wie zu Lebzeiten Chr. Skredsvigs.

Eggedal – das heisst übersetzt in etwa «Tal der Kanten». Schroffe Steinformationen ragen dort empor, wo das Wasser des Flusses Eggedøla in wilden Stromschnellen talwärts schiesst.

Christian Skredsvig wurde am 12. März 1854 in Modum geboren. 1869 zog er nach Christiania (das damalige Oslo) und wurde Schüler an einer Malerschule und an der Königlichen Zeichenschule, um danach die Studien in Kopenhagen fortzusetzen. 1874 ging er nach Paris und von 1875-1878 lebte er in München. 1879 war er zu Hause in Norwegen, um dann wieder nach Paris zurückzukehren.

Der «Salon de Paris» war damals eine alljährlich stattfindende Kunstausstellung, und man wurde kaum als «ordentlicher Künstler» anerkannt, bevor man nicht teilgenommen hatte. Das erste Bild von Skredsvig, das angenommen wurde, war «Schneefahren auf der Seine» 1880. Doch sein bekanntestes Bild ist «Bauernhof in Venoix», für das er 1881 auf dem «Salon de Paris» die Goldmedaille bekam. In den Jahren 1880-1890 hatte Skredsvig seine besten Jahre als Male. Später wurde er auch Autor und schrieb mehrere autobiographische Bücher und Romane. Der Künstler war wenig von den modernistischen Strömungen der letzten Jahrhundertwende beeinflusst. Viele mutmassen, dass dies an der Isolation in Eggedal lag.

Während seiner ganzen Karriere als Maler behielt Christian Skredsvig seinen klassischen Stil bei, der deutlich vom französischen Naturalismus geprägt war. Am 19. Januar 1924 start Skredsvig in seinem Haus Hagan in Eggedal. Als Maler und Autor hat er sich für immer eine bedeutsame Position zwischen den Meistern des «Goldenen Zeitalters» gesichert.

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Märchenmuseum am Krøderen

Es war einmal, und das gibt es immer noch! Wer kennt nicht die norwegischenTrolle und vielleicht auch die norwegischen Märchen? Sie sind herzlich eingeladen, das Märchenschloss Villa Fridheim zu besuchen. Es liegt bei Norefjell auf einer Insel im Krøderfjord. Das eigenartige Gebäude hat einen Turm, der 30 Meter hoch über die Erde hinausragt.

Das Gebäude an sich ist ein architektonisches Erlebnis, wie herausgeschnitten aus dem Märchen «Soria Moria» von Asbjørnsen & Moe, den norwegischen Märchensammlern. Villa Fridheim gehörte einmal einer Familie aus Drammen, es wurde als Ferienhaus benutzt.

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Ein lebendiges Museum

Krøderbanen ist eine Regelspureisenbahn mit Dampf von Vikersund nach Krøderen in Buskerud. Mit seiner 26 Kilometer langen Bahnstrecke wird Krøderbanen auch «das längste Museum Norwegens» genannt. Das alte Bahnhofmilieu auf Krøderen ist behütet. Am Wochenende im Sommer können Sie mit dem Dampflokomotiv und den alten Waggons fahren. Den ganzen Sommer finden hier Sonderveranstaltungen statt. Korrespondenz in Vikersund mit dem Zug von und nach Oslo.

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